Jüdische Vereinsaktivitäten im 20. Jahrhundert

Anfang der 20er Jahre hat sich um den Lehrer B. Lehmann in Flehingen ein „Israelitischer Jugendverein“ gegründet. Dieser suchte um eine Tanzunterhaltung auf Samstag, den 24. März 1924 im Gasthaus zum Adler nach. Problemlos bekam er dazu vom Bezirksamt die Erlaubnis „wenn nur Vereinsmitglieder und besonders geladene Gäste“ kommen. Dieser Verein tanzte in den Sonntag, aus religiösen Gründen (derartige Veranstaltungen konnten nicht am Sabbat stattfinden!) durfte das Vergnügen erst nach Einbruch der Dunkelheit und Ablauf des Schabbes beginnen. Um 1 Uhr war Schluss.

Nach 9 Jahren Pause tritt der Verein, d.h. der Nachfolgeverein „Jüdischer Jugendbund, wieder in den Gemeindeakten in Erscheinung. Tanzen, und dazu in der Öffentlichkeit, zählte wohl nicht zu den Hauptaktivitäten des israelitischen Jugendbundes. Das Hin und Her beim Lokal,ein Vermerk mit rotem Farbstift „eilt sehr“ auf der Polizeistundenverlängerung und die hohe Gebühr, deuten eher darauf hin, dass diese Veranstaltung nicht unumstritten war. Sie wurde im November 1932 von Erna Ackermann unterschrieben. Das Gesuch bezog sich auf das dortige Gasthaus Adler. Am 17. Dezember war diese Veranstaltung dann aber im Cafe Zoller, 11 Mark kostet den Verein die Polizeistundenverlängerung.

Im Oktober 1934 wird Heinz Weingärtner, als Vorstand des jüdischen Jugendbundes, auf

eine Anordnung des Innenministers hingewiesen, in der die Regelungen zur Betätigung jüdischer Jugendverbände beschrieben werden.

Zum letzten Mal taucht diese Vereinigung in den Flehinger Rathausakten mit einem Brief vom 22. Oktober 1935 auf: „Ich bringe ihnen hiermit höflichst zur Kenntnis, dass der jüdische Jugendbund beabsichtigt, im engsten Kreise einen Lichtbilderabend am Samstag 16.10. abends 8.15 Uhr im Gemeindezimmer abzuhalten. Das Thema lautet: " Palästina." Ein eventueller Ertrag fließt der jüdischen Winterhilfe zu. Dem Bezirksamt Bretten ist bereits

Meldung erstattet. I.A. Weingärtner“.

Heinz Weingärtner emigrierte 1937 nach Amerika, er stammt aus der Familie Viktor und

Emma Weingärtner, die 1939 dem Sohn nach Amerika folgten.

 

 

Quelle: E. Breitinger in Rundbriefe des Heimatkreises

Oberderdingen e.V. Band II S. 240

 

Aktualisiert im

Nov. 2017 nach Hinweisen von Wolfgang Schönfeld zum neuesten Forschungsstand

(„Jüdisches Leben in Flehingen“)